Was ist mentale Stärke? ...und wie du sie bekommst!

Wenn ich mit Menschen über mentale Stärke spreche, habe ich eigentlich immer das Gefühl, dass jeder so ungefähr ein Bild im Kopf hat, was mentale Stärke ist. Dann frage ich oft, was man denn besonders gut kann, wenn man mental stark ist. Hier bekomme ich unterschiedlichste Antworten.
Was ist mentale Stärke? ...und wie du sie bekommst!


 

Was ist mentale Stärke und wie du sie bekommst


Wenn ich mit Menschen über mentale Stärke spreche, habe ich eigentlich immer das Gefühl, dass jeder so ungefähr ein Bild im Kopf hat, was mentale Stärke ist. Dann frage ich oft, was man denn besonders gut kann, wenn man mental stark ist. Hier bekomme ich unterschiedlichste Antworten. Mental starke Menschen können besonders gut unter Druck performen, sie ziehen ihre Dinge durch, egal, was ihnen in den Weg kommt, sie trauen sich mehr zu oder lassen sich nicht von äußeren Einflüssen ablenken. Das sind einige der unterschiedlichen Antworten, die ich oft bekomme. In diesem Artikel möchte ich dir meine Meinung zu mentaler Stärke zeigen und Tipps geben, wie du mental stärker werden kannst.
Vielleicht hast du dich gerade beim Lesen auch gefragt, welche Fähigkeiten man hat oder was man besser kann, wenn man mental stark ist. Ich glaube, wenn man mental stark ist, kann man drei Dinge besonders gut: resilient sein, Entscheidungen treffen und seine Werte kennen.


Resilient sein


Resilienz bedeutet für mich, dass man schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung übersteht. Ich will das an einem persönlichen Beispiel näher erklären. Im November letzten Jahres hat sich meine Freundin von mir getrennt. Wir hatten zusammen gewohnt, und das in einer Stadt, in der ich noch nicht viele Freunde hatte. Ich war am Boden. Zum ersten Mal dachte ich, dass sie die Person ist, und dann kam das recht plötzlich. Ich bin zurück in meine Heimatstadt München gezogen und habe dann zum Glück schnell eine eigene Wohnung gefunden, sodass ich nicht mehr auf andere Personen angewiesen war. Resilienz bedeutet nicht, dass ich nach der Trennung einfach weitermache wie davor. Resilienz bedeutet, dass ich auf diese Situation möglichst gut reagiere. Ich würde lügen, wenn ich schreiben würde, dass ich dann den ganzen Tag gearbeitet habe, aktiv und lebensfroh war. Jeder weiß, wie sich Liebeskummer anfühlt und dass das scheiße ist. Aber ich habe versucht, flexibel darauf zu reagieren. Mit der Beziehung hatten wir Pläne für die nahe und ferne Zukunft. Diese haben sich nach der Trennung für mich in Luft aufgelöst, und ich musste neue Pläne finden. Resilienz bedeutet für mich, dass ich flexibel bleibe und möglichst gut darauf reagiere. Für mich hieß das, dass ich mir neue Pläne suchen wollte – natürlich nicht leicht mit Liebeskummer. Damals waren meine Pläne anders als jetzt. Pläne ändern sich (fast) immer.
In einem Sportsetting kann das unterschiedlichste Ausmaße annehmen. Angenommen, du bist in einem Workout oder Wettkampf und dein Körper ist nicht so leistungsfähig, wie du es von ihm kennst. Dann bedeutet Resilienz, dass du möglichst gut darauf reagierst. Zum Beispiel könntest du ein bisschen langsamer machen und versuchen, so das beste Ergebnis herauszuholen. Wenn du so weitermachen würdest, würde deine Leistung so stark abfallen, dass du im Endergebnis noch langsamer wärst. Oder eine andere Situation, die ich leider auch zu oft erlebe: Du hast Schmerzen oder eine Verletzung, bist im Workout oder Wettkampf und ringst mit dir, ob du weitermachen sollst oder nicht. Die Gedanken und die Scham des Aufgebens versus die Schmerzen oder die Verletzung in deinem Körper. Du könntest auf die Situation so reagieren, dass du weitermachst und dich vielleicht schlimmer verletzt, oder dass du aufhörst. Aus Gesprächen mit Menschen stelle ich leider vermehrt fest, dass sich viele zu ersterem, also dem Weitermachen, gezwungen fühlen, weil das das ursprüngliche Ziel war. Resilient zu sein bedeutet, dass du flexibel bleibst und gut auf diese Situation reagierst. Das muss natürlich von Situation zu Situation bewertet werden.

Eine Übung, die du dafür machen kannst, ist ganz einfach. Wenn du in so einer Situation warst und gemerkt hast, dass du nicht so flexibel warst, wie du dir gerne gewünscht hättest, dann geh im Nachhinein im Kopf nochmal die Situation durch und überlege dir, welche alternativen Handlungsmöglichkeiten es gegeben hätte. Schreibe diese am besten auf, dann siehst du es. Hier sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt. So lernst du, über die Zeit flexibler mit solchen Situationen umzugehen. Bei dem Beispiel des verletzten Sportlers von oben, ob er weitermachen soll oder nicht, gibt es auch mehrere Möglichkeiten. Er hätte die Bewegungen machen können, die er schmerzfrei machen kann, und die schmerzvollen Bewegungen weglassen oder austauschen können. Wenn die Verletzung schon vorher da war, hätte er vielleicht gar nicht zum Sport gehen müssen. Er hätte mit Verantwortlichen seine Situation kommunizieren können und dann die Verantwortung über die Entscheidung des Weitermachens abgeben können. Wie du siehst, sind hier der Kreativität keine Grenzen gesetzt.


Entscheidungen treffen


Entscheidungen treffen ist ziemlich selbsterklärend. Ein Punkt, den ich hier aufführen will, ist das Hadern mit Entscheidungen. Wenn wir vor einer Entscheidung stehen, haben wir die Wahl zwischen zwei oder mehr Möglichkeiten, von denen wir im Vorhinein oft nicht wissen, welche „richtig“ und welche „falsch“ ist. Dazu kommt, dass, wenn wir uns für eine Möglichkeit entscheiden, wir nicht wissen, wie es wäre, wenn wir die andere getroffen hätten. Das kann zum Hadern oder Zweifeln an der Entscheidung führen. Sich darüber Gedanken zu machen, kann selbstzerstörend sein. Oft wird die Möglichkeit, die wir nicht getroffen haben, verherrlicht und die Möglichkeit, für die wir uns entschieden haben, als die „falsche“ Entscheidung wahrgenommen. Als weitere Schwierigkeit kommt dann häufig dazu, dass wir vor der nächsten Entscheidung ins Grübeln kommen und über die Möglichkeiten so lange nachdenken, dass es sehr lange dauert, bis man eine Entscheidung trifft oder vielleicht sogar gar keine Entscheidung trifft. Als ich wieder in München war, wusste ich nicht genau, wo ich wohnen will, da mir mein Job erlaubt, von überall zu arbeiten. Ich stand vor der Entscheidung, wo ich mir eine Wohnung suchen will. Ich hatte drei mögliche Städte. Ich habe Menschen um Rat gefragt, für welche ich mich entscheiden soll. Und so habe ich mich entschieden, zu bleiben. Die Zeit, die ich aufgewendet habe, um die Entscheidung zu treffen, hat meine Wohnungssuche natürlich immer weiter nach hinten geschoben. Zu mentaler Stärke gehört meiner Meinung nach auch ganz klar, dass man weise Entscheidungen trifft. Ich würde meine Wahl, in München zu bleiben, als die richtige Entscheidung betiteln. Ein Satz, den ich von Andreas Pürzel zum ersten Mal gehört habe, lautet, dass man Entscheidungen oft erst im Nachhinein zu der richtigen oder falschen Entscheidung macht. Dieser Satz hat mich sehr geprägt. Ich habe viel dafür getan, dass München die richtige Entscheidung geworden ist. Ich habe meine Entscheidung akzeptiert und das Beste daraus gemacht. Natürlich hätte es in anderen Städten noch viel schöner sein können, das kann ich nicht wissen, aber ich weiß, dass ich alles getan habe, um die Entscheidung, in München zu bleiben, richtig werden zu lassen.
Im CrossFit treffen wir auch ständig Entscheidungen. Soll ich noch ein bisschen Gewicht draufmachen oder nicht? Mache ich noch länger Pause? Gehe ich heute überhaupt zum Sport? Ich glaube, diese Fragen haben wir uns alle schon mal gestellt. Wir haben oft die Wahl, und gerade während des Trainings muss man Entscheidungen oft schnell treffen. Zum Beispiel die Frage, ob ich noch länger Pause mache? Gehe ich wieder an die Stange und mache in meinem Tempo weiter oder mache ich noch länger Pause und dafür mit schnellerem Tempo? Egal, wie deine Entscheidung in dem Moment ausfällt, du machst sie ganz einfach dadurch, dass du weitermachst und im Nachhinein zu der richtigen Entscheidung.
Eine Übung, wie du üben kannst, Entscheidungen zu treffen, ist leicht umsetzbar. Wir treffen in unserem Alltag ständig Entscheidungen. Bestelle ich Essen oder koche ich selbst? Esse ich ein Eis oder doch lieber Kuchen? Fahre ich Fahrrad oder nehme ich die öffentlichen Verkehrsmittel? Welchen Film will ich schauen? Das sind Entscheidungen, die keine gravierenden Folgen haben, egal, für was wir uns entscheiden. Nimm Entscheidungen wie diese und übe dich darin, schnell zu entscheiden. Denke über die Möglichkeiten nach, horche in dich hinein und entscheide dich schnell. Durch das schnelle Fällen einer Entscheidung wirst du besser darin, und irgendwann kannst du es mit immer wichtigeren Entscheidungen so machen. Dabei willst du natürlich nicht unüberlegte Entscheidungen treffen – manche Entscheidungen brauchen Zeit. Aber diese Übung kann helfen, dass du dich schneller entscheidest.


Nach Werten handeln


Das ist der wahrscheinlich individuellste Punkt von mentaler Stärke. Unsere Werte sind die Grundlage für die ersten beiden Punkte. Wer seine Werte kennt, hat einen Kompass, mit dem er Entscheidungen treffen kann. Wer seine Werte kennt, weiß, was ihm wichtig ist und wo er flexibel und somit resilient sein kann. Tatsache ist: Wer seine Werte nicht kennt, kann auch nicht nach ihnen handeln. Und es ist sehr schwer, seine Werte zu kennen, da Werte meistens abstraktere Begriffe sind. Fairness, Mitgefühl, Vertrauen zum Beispiel sind alles Werte, die nicht so richtig greifbar sind. Jeder muss für sich selbst entscheiden, was welcher Wert für ihn bedeutet. Ich habe bis jetzt einen Wert für mich gefunden, an dem ich mich orientiere: Liebe. Ich will alle Menschen inklusive mir lieben. Diese Liebe habe ich definiert als die Aufgabe, Raum zu schaffen, damit die andere Person die sein kann, die sie sein will. Danach versuche ich zu handeln. Es ist auch ein bisschen die Antwort auf die Frage nach meinem „Warum“. Das macht mich mental stark, weil ich weiß, wieso ich so handle, wie ich handle. Ich kann es begründen.

Zurück zu dem ersten Beispiel, bei dem der Sportler in der Situation ist, dass er in einem Workout Schmerzen hat. Macht er weiter und hat das Risiko einer größeren Verletzung, oder hört er auf? Wenn ihm Erfolg wichtig ist, dann wird ihm ziemlich schnell klar sein, dass er weitermacht und das Risiko eingeht, sich mehr zu verletzen. Ist ihm Mitgefühl zu sich selbst oder Gesundheit wichtig, wird er sich wahrscheinlich dafür entscheiden, aufzuhören und das Risiko nicht einzugehen. Hier gibt es kein richtig und falsch. Hier gibt es nur unterschiedliche Werte, die die Richtung vorgeben können. Und es ist kein Wert besser oder schlechter. Erfolg ist genauso ein Wert wie Liebe. Man muss herausfinden, mit welchem Wert man sich gut fühlt und mit welchem nicht.

Hier habe ich leider keine leichte Übung für dich. Es dauert, bis man seine Werte findet und sie durchdacht hat. Für mich hat es 23 Jahre gedauert, bis ich festgestellt habe, dass mir Liebe in dieser Form wichtig ist. Als Übung kannst du dich hinsetzen, dir einen Wert raussuchen und ihn von allen Seiten betrachten. Du kannst dir die Frage stellen, ob du frühere Entscheidungen mit diesem Wert ähnlich oder genauso getroffen hättest. Das kann ein Indikator dafür sein, was dir wichtig ist und was nicht. Und es dauert auch einfach Zeit, das herauszufinden.

Diese drei Komponenten machen für mich einen Großteil der mentalen Stärke aus. Mental starke Menschen sind resilient, treffen Entscheidungen und handeln nach ihren Werten. Wenn du Fragen hast oder Anregungen, dann schreib uns gerne eine DM an @maxdavidyuma oder eine E-Mail an max@bigperformancecoaching.com.

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